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Nachricht vom 08.08.2025 Kultur & Feste

50 Jahre Hirschauer Marktplatzfest: Geschichte und Anekdoten

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  In Hirschau werden alle Jahre im Sommer jede Menge Feste gefeiert. Das mit Abstand größte unter ihnen ist seit exakt 50 Jahren das Marktplatzfest des Musikzugs, das die Hirschauer seit vom ersten Tag an „Stadtfest“ nennen.

Am 31. August 1975 eröffneten 2. Bürgermeister Hans Dobmeyer und Musikzugboss Sepp Uschold das 1. Marktplatzfest. Hintergrund für die Premiere: Der Musikzug hatte die von Sepp Uschold schon lange erhoffte Einladung zur Teilnahme an der Steuben-Parade in New York erhalten. Problem: Die Reise dorthin – ein nicht ganz billiges Unterfangen. Klaus Forster hatte eine Idee! „Wir veranstalten ein Fest und der Erlös kann mithelfen, die Reise über den großen Teich für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erschwinglicher zu machen.“ Sepp Uschold gefiel die Idee. Das 1. Marktplatzfest konnte steigen! In der Tat konnte durch den Festerlös und eingehende Spenden der Reisepreis von ursprünglich 1025 DM auf 860 DM/Person verringert werden.

Über die bisherigen 47 Feste - zwei fielen Corona zum Opfer – lässt sich so manche Geschichte und Anekdote erzählen. Das beginnt schon bei der Festpremiere. Die Sonne strahlte am weiß-blauen Himmel. Auch Sepp Uschold strahlte. In bester Laune verkündete er nach dem Bieranstich durch 2. Bürgermeister Hans Dobmeyer und dem „Prost“ auf das Festgelingen: „Jeder hat eben das Wetter, das er verdient.“ Zwei Jahre später sollte ihn dieser Satz einholen. 1977 spielte ihm und seiner Truppe St. Petrus übel mit. Es regnete in Strömen. Man musste das Fest nach dem Mittagessen abbrechen. Die Musikzügler pilgerten ins Jugendheim und feierten intern, um die eingekauften Waren vor dem Verderben zu bewahren. Übrigens wurde das Fest ursprünglich nur einen Tag, erst ab 1979 zwei Tage lang gefeiert. „Fest-Veteranen“ erinnern sich, dass die Mitglieder in den Anfangsjahren in den Tagen vor dem Fest fleißig zum Butzelköih-Sammeln in die Wälder ausschwärmten. Man brauchte ja jede Menge davon zum Bratwurstgrillen. Unvergessen ist bei Werner Stein, von 1987 bis 2013 Musikzugvorsitzender, ein Marktplatzfest Anfang der 2000er Jahre. Am Sonntagnachmittag läutete bei ihm das Telefon – am Apparat Siggi Demmel, der Chef der „Original Oberpfälzer Musikanten“ aus Altenstadt. Er wollte wissen, wo das Marktplatzfest stattfindet. Der Marktplatz sei völlig leer. Des Rätsels Lösung: Der gute Mann war eine Woche zu früh dran. Beim Marktplatzfest 2004 war es dann Werner Stein, der etwas verwechselte. Statt der Knappnesia Sulzbach-Rosenberg kündigte er zum Showtanz die Narrhalla Amberg an.

Das 35. Marktplatzfest ist als ein ganz besonderes in die Musikzug-Annalen eingegangen. Am 8. August 2009 zapfte kein Hirschauer Bürgermeisters das erste Fass Festbier an, sondern mit LTC Douglas Sims, Chef der 1st Squadron des 2nd Stryker Cavalry Regiments, erstmals ein US-Soldat. Auf der Nordseite des Rathauses stand ein US-Panzerfahrzeug der „War Eagles“.

Erwachsene wie Kinder nutzten die Gelegenheit, das Innenleben des Panzers zu studieren.

Im Rathaus besiegelten LTC Sims und Bürgermeister Drexler mit einer Urkunde die partnerschaftliche Beziehung zwischen der US-Einheit und der Stadt Hirschau.

Beim Marktplatzfest 2019 überraschten die Amerikaner Musikzug-Chef Maximilian Stein mit der Überreichung eines maßangefertigten Original-Cavalry-Stetson als Zeichen der Anerkennung für die engagierte Pflege der seit 10 Jahren bestehenden Freundschaft. Noch frisch in Erinnerung ist die Eröffnung des 2023er Festes. Kaum hatte LTC Matthews Piosa verkündet, dass „o’zapft is“, öffnete der Himmel seine Schleusen. Es goss wie aus Eimern. Begleitet von Blitz und Donner fegten stürmische Windböen durch Hirschaus Innenstadt. Die „Fichtelgebirgsmusikanten“ ergriffen die Flucht und brachten ihre Instrumente in Sicherheit. Die Gäste suchten Schutz in den Hauseingängen und unter den Pavillons. Damit diese nicht davonflogen, hielten sie deren Pfosten fest. Geduldig harrten sie dort aus, bis das Unwetter sich ausgetobt hatte.

Internationales Flair hatte das Fest nicht nur durch die Präsenz von US-Soldaten und deren Familien. Man hatte auch eine Reihe ausländischer Kapellen zu Besuch, z.B. aus Tschechien, Schottland und der Schweiz. Der wohl prominenteste Marktplatzfestbesucher, den Sepp Uschold begrüßen konnte, war wohl Bischof Antonio Eduardo Bösl. Zu seinem Heimataufenthalt in Hirschau gehörte selbstverständlich ein Besuch beim Marktplatzfest.

Am 31. Mai 1975 eröffneten 2. Bürgermeister Hans Dobmeyer (links) und Musikzug-Boss Sepp Uschold (rechts) das 1. Hirschauer Marktplatzfest. Der Festerlös sollte mithelfen, den Reisepreis für die Teilnehmer an der Steuben-Parade in New York erschwinglicher zu machen. - Foto von Archiv MusikzugFoto: Archiv Musikzug
Am 31. Mai 1975 eröffneten 2. Bürgermeister Hans Dobmeyer (links) und Musikzug-Boss Sepp Uschold (rechts) das 1. Hirschauer Marktplatzfest. Der Festerlös sollte mithelfen, den Reisepreis für die Teilnehmer an der Steuben-Parade in New York erschwinglicher zu machen.

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Foto: Archiv Musikzug
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Foto: Werner Schulz
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