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Nachricht vom 22.07.2025 Kultur & Feste

Der „Boandlkramerblues“ – turbulent-humorige und sarkastische Todessehnsucht

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  Eine sarkastische, total schräge Komödie, die ein bisschen lustig, ein bisschen traurig und ein bisschen gruselig ist – das erlebten die ca. 400 begeisterten Besucher, die am Freitag zur Premiere des „Boandlkramerblues“ in den Schlosshof gekommen waren.

Mit dem, mit einer gehörigen Portion schwarzen Humor gewürzten Stück feierte der Festspielverein 20 Jahre Stückl-Festspiele. Daran erinnerten eingangs der Vorsitzende Ludwig Koller und Roland Fritsch, der Chef der Gesamtinszenierung. Dann bewegt sich ein Trauerzug samt Pfarrer (Ludwig Koller) und Sarg – zu den Klängen der Hirschauer Wirtshausmusi – zum Friedhof zur Beerdigung vom Sepp, dem letzten Spezl von Isidor Birnbacher (Hans Fleischmann). Mangels Partner beim Kartenspiel will der schnellstens sterben. Damit geht er seiner Frau Margarete (Kerstin Ackermann) gehörig auf den Geist. Plötzlich taucht aus einer Rauschsäule der fahlgrau geschminkte Tod auf - kein Mann, sondern eine Boandlkramerin (Saskia Krügelstein). Ihr Retourenschein lautet nicht auf Isidor, sondern auf Margarete Birnbacher. Es hilft kein Bitten, auch kein Kerschgeist! Die Boandlkramerin ändert den Schein nicht auf Isidor ab. In der Folge wird er Zeuge, wie sie die Gundl (Christina Wisneth) und aus Versehen eine Friedhofbesucherin ins Jenseits befördert. Die Seelen der Verstorbenen kommen in verstöpselte Flaschen. Isidor kauft sich einen Sarg. Während er und seine Jugendliebe Rosi (Magdalena Biehler) darin probeliegen, landet der Pfarrer unfreiwillig dort, Ausgangspunkt einiger Turbulenzen. Isidor bleibt dabei. Er will sterben und in den Himmel kommen. Der Boandlkramerin glaubt er nicht, dass es da gar nicht so schön ist. Sie ermöglicht ihm einen illegalen Besuch. Unglaublich, was er da sieht: Schimpfende, streitsüchtige Engel, die sich schlagen, über zu viel Arbeit und zu wenig Essen klagen. Er wird Zeuge, wie Hausmeister Lazarus (Holger Schwandner) der Boandlkramerin den Arm absägen will, der im Seelenrückgabeautomaten steckt. Als Isidor entdeckt wird, fordern die Engel die Ausweisung des illegalen Asylanten. Seine Gretl, Engel Nummer BY1867MB0827, rät ihm zur Flucht. Daheim erzählt er Rosi: „Greislich wars dortn. Lauter Zombis!“ Die Boandlkramerin. erscheint: „Pack mas, Roserl, es ist an der Zeit!“ Beim Anblick der toten Rosi liest ihm die Boandlkramerin seinen Retourenschein vor: „Isidor Birnbacher geht mit dem heutigen Datum. Pack mas!“ Es wird dunkel. Isidor sackt zusammen. Die Boandlkramerin schnappt sich die Schnapsflasche. Dem Publikum prostet sie zu: „Aufs Leben!“

Das Publikum spendet den Akteuren begeistert den hoch verdienten Applaus. Er gilt auch den Wirtshausmusikanten Hans Drexler, Uwe Herrmann, Franz Dolles, Franz Birner, Hans Kiener und Alexander Götz. Sie begleiten die Aufführung mit Musik und Gesang.

Autor Roland Beier hat in sein Drehbuch nicht nur das Thema Asyl eingearbeitet. Er greift die Warteschleifen bei Anrufen, die Lücken im Mobilfunknetz und die Raffgier der Menschen auf, auch das unterschiedliche Haltbarkeitsdatum von Männern und Frauen: „Der Herrgott schreibt dem Weibsvolk die Zeit guat, die es beim Ratschen verplempert.“

Roland Fritsch, selbst als Friedhofswärter und Engel Aloisius auf der Bühne, hat bei der Besetzung der Rollen ein glückliches Händchen bewiesen. Hans Fleischmann und Saskia Krügelstein, die auch als hervorragende Sängerin glänzt, spielen nicht einfach ihre Rollen. Sie sind der Isidor Birnbacher und die Boandlkramerin Walburga. Gleiches gilt für Kerstin Ackermann als Gretl, auf Erden wie als Engel. Herrlich, wie Magdalena Biehler als Rosi den Isidor bezirzt. Ludwig Koller mimt den frommen Seelsorger, dem man übel mitspielt. Eine Augen- und Ohrenweide ist die streitsüchtige Engelschar samt majestätisch auftretendem Petrus (Dietmar Klemenz). Im Ensemble gibt es keine Schwachstelle. Der donnernde Schlussapplaus gilt auch denen, die hinter den Kulissen zum Gelingen beigetragen haben wie z.B. die Maskenbildnerinnen Evi Fritsch und Sabine Wopperer. Alle singen zum Abschluss gemeinsam den „Boandlkramerblues“. Fazit: Ein Besuch beim „Boandlkramerblues“ lohnt sich allemal. Gelegenheit dazu ist am 23., 25., 26., 30. Juli, sowie 1., 2. August. Beginn 20.30 Uhr. Karten im Vorverkauf: 17 € bei okticket.de und Werkmarkt Schertl, 19 € an der Abendkasse, Kinder bis 14 Jahre 10 €. Vor der Aufführung und in der Pause gibt es Kulinarisches, der Schlosshof öffnet um 18.30 Uhr.

Margarete Birnbacher (Kerstin Ackermann) ist genervt vom ständigen Gejammere ihres Isidor (Hans Fleischmann): „Lies halt niat wieder die ganze Zeit nur Todesanzeigen, des macht di nur so triabsinniger, wiast eh scho bist!“ - Foto von Werner SchulzFoto: Werner Schulz
Margarete Birnbacher (Kerstin Ackermann) ist genervt vom ständigen Gejammere ihres Isidor (Hans Fleischmann): „Lies halt niat wieder die ganze Zeit nur Todesanzeigen, des macht di nur so triabsinniger, wiast eh scho bist!“

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Foto: Werner Schulz
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