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Nachricht vom 15.07.2025 Kultur & Feste

Wie die „Hirschauer Stückln“ auf die Festspielbühne kamen

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  Der 22. Juli 2005 ist ein markanter Tag im Kulturleben der Stadt Hirschau. Auf der FreilichtbĂĽhne im Schlosshof wurden die „Hirschauer-StĂĽckl-Festspiele“ eröffnet. Das Premieren-StĂĽck „Die Erbschaft“ feierte eine umjubelte Premiere.

Die Hirschauer galten seit Jahrhunderten als die „Schildbürger der Oberpfalz“. So schreiben z.B. Martin Zeiller und Mathäus Merian in der 1650 von ihnen verfassten „Topographia Superioris Saxoniae“: “Es seyn die von Schilda, wie die von Hirschau in der Obern Pfaltz, wegen ihrer einfältigen, lächerlichen Thaten, so man von ihnen begangen erzehlet, vor Jahren berühmt gewesen ...”! Diese „einfältigen, lächerlichen Thaten“ bei „Hirschauer-Stückl-Festspielen“ auf einer Freilichtbühne in Szene zu setzen - das hatte sich Josef Dobmeyer schon seit Jahren in den Kopf gesetzt. Mit seiner Idee wurde er bei Bürgermeister Hans Drexler vorstellig. „Der Josef ist wieder und wieder gekommen und hat nicht nachgegeben!“

Der Rathaus-Chef hatte in jungen Jahren in seinem Heimatort Heilbrunn 10 Jahre bei Aufführungen der KLJ auf der Bühne gestanden und auch Regie geführt. Dies mag mit dazu beigetragen haben, dass Josef Dobmeyers Hartnäckigkeit von Erfolg gekrönt war. Am 27. Juni 2003 hoben 9 Gründungsmitglieder den Festspielverein Hirschau aus der Taufe. Hans Drexler wurde Vorsitzender, Josef Dobmeyer sein Stellvertreter, Georg Zimmermann Kassier und Anette Strobl Schriftführerin. Im Verein, insbesondere beim Vorstands-Quartett, war man sich einig, in den Bühnenstücken müssen auf jeden Fall einige der ca. 170 dokumentierten Hirschauer Stückln vorkommen. Josef Dobmeyer wusste sofort, wer ein solches Drehbuch schreiben könnte: Die Schauspielerin und Bühnenstückautorin Katrin Klewitz. Sie sagte zu und verarbeitete in ihrem Drehbuch für das Stück „Die Erbschaft“ acht „Hirschauer Stückln“, angefangen vom fensterlosen Rathaus, das man zudem verschieben wollte, bis hin zum Älwertritscherlfangen. Mit Yvonne Brosch engagierte Hans Drexler eine ihm von den Bärnauer Festspielen her bekannte Regisseurin, für den Kulissenbau den Bühnenbildner Andreas Arneth. Er und Alfred Härtl waren für die Technik und Beleuchtung zuständig.

Die Kostüme der ca. 60 Darsteller fertigten die Hobby-Schneiderinnen Ingrid Dobat und Maria Brixel. Die Premiere am 22. Juli war restlos ausverkauft, das Publikum hellauf begeistert. Roland Fritsch glänzte als einfältiger Geschäftsmann Otmar Buche und Christian Gnan als schnöseliger Geologe Dr. Thieme. 2007 wurde „Die Steingutfabrik“ zu einem vollen Erfolg. Da versuchten die Hirschauer ihr Bauholz quer durch das Stadttor zu tragen und auf einem Acker Salz anzusäen, beides erfolglos.

Katrin Klewitz und Yvonne Brosch gaben den Festspielen ursprünglich nur zwei Jahre. Sie sollten sich gewaltig täuschen. Yvonne Brosch führte 2009 und 2011 noch bei „S’Braufieber“ und „Exerziert is glei“ Regie, beim „Klosterkindl“ (2013) und beim „Glockenkrieg“ (2015) tat dies Verena Bauer, 2017 beim „Heldenstammtisch“ gemeinsam mit Hans Drexler. Die Drehbücher der Aufführungen von 2007 bis 2013, in die Hirschauer Stückln eingebaut waren, stammten aus der Feder von Dieter Held bzw. Roland Fritsch. Insgesamt wurden bei den Aufführungen 36 Hirschauer Stückln verarbeitet, 2015 z.B. das Glockenversenken. Mit dem „Heldenstammtisch“ wurde 2017 erstmals ein „Fremdstückl“ gespielt. 2021 folgte das „Königlich Bayerische Amtsgericht“, 2022 reiste das Ensemble „In 80 Tagen um die Welt“, 2024 besuchte man „Das Wirtshaus im Spessart“.

Bei den 12. Stückl-Festspielen wird heuer vom 18. Juli bis 2. August der „Boandlkramerblues“ gespielt. Bewundernswerte Kreativität und nimmermüden Einsatz beweist Roland Fritsch stets beim Entwerfen und beim Bauen der Kulissen, zuletzt tatkräftig unterstützt von Erhard Ackermann und Ludwig Koller. Alfred Härtl garantierte bei den bisherigen elf Festspielen dafür, dass Beleuchtung und Ton optimal funktionierten.

Bühne und Gelände werden auch für Serenaden, Konzerte und Kabarett-Veranstaltungen genutzt. Der Schlosshof ist seit Jahren Schauplatz einer „kleinen Hirschauer Kirwa“. 2018 und 2019 war das Festspielgelände Großbaustelle. Zunächst wurde die neue, feste Bühne errichtet und der Vorplatz zwischen Bühne und Tribüne neu gestaltet. Jede Menge Arbeit machte der Bau der Tribüne. Sie bietet 414 Besuchern Platz. Bei der Premiere der Neuinszenierung des Stücks „Die Erbschaft“ am 19. Juli 2019 agierten die Schauspieler auf einer neuen Bühne und nahmen die Zuschauer auf einer neuen Tribüne Platz. In der Aufzählung darf der 2021 erfolgte Bau des Kulissenlagers nicht vergessen werden.

All das bleibt immer unzertrennlich mit dem Namen Hans Drexler verbunden. Unzählig sind die Arbeitsstunden, die er für „seinen“ Festspielverein aufgewendet hat – für das Entwickeln von Konzepten, für das Beschaffen von Finanzmitteln, als Regisseur und Darsteller auf der Bühne und schließlich als unermüdlicher Arbeiter auf der Baustelle. 2022 gab er seinen Rücktritt als Vorsitzender bekannt. Spielersprecher Christian Gnan traf den Nagel auf den Kopf: „Ohne Hans Drexler gäbe es den Festspielverein nicht und wäre er nicht das, was er heute ist!“ Getrost darf ergänzt werden: Ohne Hans Drexler wären die Hirschauer Stückln nie auf die Bühne gekommen – wäre doch schade!

Unzählig sind die Arbeitsstunden, die Altbürgermeister Hans Drexler seit 2003 für „seinen“ Festspielverein aufgewendet hat – für das Entwickeln von Konzepten, für das Beschaffen von Finanzmitteln, als Regisseur und als Darsteller auf der Bühne und schließlich (wie hier) beim Bau der neuen Tribüne und des Technikgebäudes. Im Technikgebäude links Roland Fritsch, rechts Alfred Härtl. - Foto von Werner SchulzFoto: Werner Schulz
Unzählig sind die Arbeitsstunden, die Altbürgermeister Hans Drexler seit 2003 für „seinen“ Festspielverein aufgewendet hat – für das Entwickeln von Konzepten, für das Beschaffen von Finanzmitteln, als Regisseur und als Darsteller auf der Bühne und schließlich (wie hier) beim Bau der neuen Tribüne und des Technikgebäudes. Im Technikgebäude links Roland Fritsch, rechts Alfred Härtl.

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Foto: Werner Schulz
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