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Nachricht vom 09.06.2023 Sonstiges

Wolfgang Droßbach – großer Wohltäter der Stadt Hirschau

Hirschau (Bericht von Uschald-PR Amberg )  Er gilt als „großer Wohltäter der Stadt Hirschau“. Die Stadt verdankt ihm u.a. die Stiftung des St. Wolfgang-Kindergartens und des Freibads am Monte Kaolino: AKW-Direktor Wolfgang Droßbach. Am 23. Juni würde er 125 Jahre alt werden.

Der Stadtrat wusste Wolfgang Droßbachs Verdienste zu würdigen. Vor 70 Jahren, am 28. Juni 1953, wurde er zum Ehrenbürger ernannt. Beschlossen hatte dies der Stadtrat bereits im Mai. 2. Bürgermeister Franz Birner hatte am 20. Mai 1953 in einem Brief das Bayerische Innenministerium um die Zustimmung zur Verleihung des Ehrenbürgerrechts an „den großen Wohltäter der Stadt“ gebeten. Die Urkunde überreichte Bürgermeister Georg Lederer im Rahmen der Einweihung des von Droßbach gestifteten St. Wolfgang-Kindergartens. 60 Jahre ist es her, dass der Stadtrat am 17. Juli 1963 die Umbenennung des Weiherer Wegs in Wolfgang-Droßbach-Straße beschloss. Die ca. 2,4 Kilometer lange Straße zweigt bei der alten Post von der Georg-Schiffer-Straße (B 14) in Richtung Weiher ab (AS 18) und endet bei der von Droßbach 1959 gestifteten Freizeitanlage am Monte Kaolino.

Wolfgang Droßbach wurde am 23. Juni 1898 als Sohn eines Zollbeamten in Schellenberg bei Berchtesgaden geboren. Nach Abitur und Kriegsdienst schloss er 1922 sein Chemie-Studium an der TU München als Diplom-Chemiker ab und trat im selben Jahr als Betriebsleiter in die Firma seines Schwagers Georg Schiffer, in die Amberger Kaolinwerke, ein. Er ahnte nicht, dass er zehn Jahre später – nach Schiffers Unfalltod – deren Leitung als Geschäftsführer übernehmen sollte. Er führte den Betrieb bis zu seinem überraschenden Tod am 30. August 1962 mit Umsicht und Weitblick und erfreute sich bei Belegschaft wie Bevölkerung hoher Wertschätzung.

Dass er die Bezeichnung „großer Wohltäter der Stadt“ verdient, belegt der o.g. Brief von 2. Bürgermeister Birner. Die Liste der Wohltaten beginnt 1928, als er den Neubau der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche zum größten Teil finanzierte. Für die katholische Pfarrei übernahm er nach Kriegsende die Kosten für die Wiederherstellung des Turms und die Wiedereindeckung des Daches der am 20. April 1945 bombardierten Kirche. Er finanzierte zum größten Teil den Kauf zweier Glocken, leistete einen großen Beitrag zur Kirchenrenovierung und stiftete zwei Kirchenfenster. Das Kriegerehrenmal aus dem 1. Weltkrieg wurde von ihm finanziert und nach dem 2. Weltkrieg renoviert. Die städtischen Anlagen ließ er auf seine Kosten in Ordnung bringen. 1950 bekam die Feuerwehr ein Löschfahrzeug, 1951 die Ortsgruppen des BDKK und des VdK Spenden von je 1 000 DM. Jedes Jahr wurden zu Weihnachten über 100 Bedürftige mit Geld- und Sachspenden bedacht. Birner führte schließlich an, dass Droßbach im Juli 1953 der Stadt einen der modernsten Kindergärten Bayerns schenken werde. Herausragende Verdienste erwarb er sich um den Wohnungsbau. 1936 entstand die Siedlung am Weiherer Weg, nach dem Krieg die Siedlungen „Am Mühlbach“ und „Am Bachrain“. 1937 errichtete er eine Stiftung für seine Arbeiter und Angestellten und stattete sie mit einem Grundkapital von 30 000 RM aus. Sie diente dazu, Betriebsangehörigen und ihren Familien in Notfällen zu helfen. Nach dem Krieg bauten die AKW eine Badeanstalt für die Belegschaft. Gefragt war in den Nachkriegsjahren der sog. „Pannen-Bus“, den Belegschaftsmitglieder für Ausflugs- und Urlaubsfahrten incl. Chauffeur kostengünstig mieten konnten. Jahrzehnte betrieben die AKW ein Ferienheim in Enzisweiler, wo im zweiwöchigen Turnus jeweils 15 Werksangehörige kostenlos Urlaub machen konnten. Nicht enthalten war in Birners Liste Droßbachs größtes Geschenk, das Freibad am Monte Kaolino, das am 21. Juni 1959 eröffnet wurde.

Die Wertschätzung Droßbachs bei den Hirschauern kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie ihn 1933 in den Stadtrat wählten. Das Gremium wählte ihn zum 2. Bürgermeister. Wie schwer ihm das Ausüben dieser Ämter gefallen ist, belegen Schriftstücke, in denen er wiederholt um Entbindung davon bat und dafür gesundheitliche Gründe anführte. Lange wurden die Gesuche vom 1. Bürgermeister Dr. Thoma bzw. von der NSDAP-Kreisleitung nicht anerkannt. Erst im Oktober 1940 wurde ihm gestattet, seine Ämter niederzulegen. Fest steht, dass er auch in der Zeit der NS-Diktatur alles in seinen Kräften stehende tat, um Menschen in ganz konkreten Situationen zu helfen. Nicht zuletzt die Pfarr- und Kirchengemeinden und die Geistlichkeit hatten ihn gebeten, die Ämter anzunehmen bzw. beizubehalten, um mäßigenden Einfluss auf die NS-Politik zu nehmen.

Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 22. April 1945 konnte Droßbach zunächst in seiner Stellung als Werkdirektor bleiben. Am 24. Dezember 1945 teilte ihm Landrat Dr. Winkler im Auftrag der Militärregierung mit, dass er aus der Firma auszuscheiden habe. Er fand eine Beschäftigung als Laborant bei der Firma Rosenthal. Bei der Durchführung des Entnazifizierungsverfahrens bewies eine Vielzahl von Zeugnissen, welcher Wertschätzung er sich erfreute. Nach Abschluss des Verfahrens konnte Droßbach wieder seine Aufgabe als Werkdirektor übernehmen.

Als Droßbach 1932 die AKW-Geschäftsführung übernahm, bekamen auch die AKW die Weltwirtschaftskrise zu spüren und mussten die Belegschaft drastisch reduzieren. Langsam gelang es Droßbach, die Kapazität des Betriebes zu erweitern. U.a. wurde zur Beseitigung des überschüssigen Sandes eine Schleppbahn in die „Doppellohe“ errichtet, die ersten Ansätze zum Monte Kaolino entstanden. Ab 1933 war eine Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen. 1935 zählte der Betrieb 361 Mitarbeiter, 1937 waren es 467. Ab 1941 sorgten die ständig steigende Zahl der zum Kriegsdienst Einberufenen und ausbleibende Liefermengen von Kohle, Eisen, Öl und Strom für Probleme. Zur Arbeit mussten 220 Kriegsgefangene aus verschiedenen Nationen eingesetzt werden. Später folgten vornehmlich russische Zwangsarbeiter. 1943 waren 40 Prozent der 365-Köpfigen Belegschaft Fremdarbeiter. Nach seiner Rückkehr als Werkdirektor kam die Produktion nur zögerlich in Gange. Ab 1949 konnte er eine gründliche Modernisierung des gesamten Betriebes in die Wege leiten. Hatte die Firma 1946 noch 311 Mitarbeiter, war die Beschäftigtenzahl 1949 schon auf 416 angewachsen. Ab 1949 konnte Droßbach eine gründliche Modernisierung des gesamten Betriebs in die Wege leiten Am 30. August 1962 wurde Direktor Droßbach durch einen Herzinfarkt aus seinem Lebenswerk gerissen.

Im Mai 1953 beschloss der Stadtrat, AKW-Direktor Wolfgang Droßbach für seine großen Verdienste die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Droßbach wurde am 23. Juni 1898 in Schellenberg bei Berchtesgaden geboten. Am 30. August 1962 wurde er durch einen Herzinfarkt aus seinem Lebenswerk gerissen. - Foto von Foto/Repro: uFoto: Foto/Repro: u
Im Mai 1953 beschloss der Stadtrat, AKW-Direktor Wolfgang Droßbach für seine großen Verdienste die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Droßbach wurde am 23. Juni 1898 in Schellenberg bei Berchtesgaden geboten. Am 30. August 1962 wurde er durch einen Herzinfarkt aus seinem Lebenswerk gerissen.

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