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Nachricht vom 30.06.2020 Kirchen

Corona-Pandemie verhindert Patroziniumsfeier der Vierzehnnothelferkirche

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  Sie steht auf einer Anhöhe östlich der Kreisstraße AS 18 nach Ehenfeld an der Westseite des Friedhofs – die Vierzehnnothelferkirche. Ihr Patrozinium wird alljährlich am 2. Juli gefeiert, dem Festtag Mariä Heimsuchung.

Unter Hirschaus Sakralbauten gilt das spätgotische Kirchlein als wahres Kleinod. Diese Bewertung verdankt es vor allem seinem Hochaltar. Er wird von Fachleuten als Meisterwerk der Akanthus-Schnitzerei eingestuft. Die Anfänge der Kirche reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück, als in Hirschau die Pest wütete. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1522. 1685 wurde die Kirche als baufällig bezeichnet. Seine heutige Gestalt dürfte das Gotteshaus Ende des 17. Jahrhunderts erhalten haben. Von einer im Freien errichteten Steinkanzel waren 1835 noch Bruchteile vorhanden. Der Kirchturm wurde 1884 erbaut. Vor der Reformationszeit bis ins 18. Jahrhundert war es eine vielbesuchte Wallfahrtskirche, zu der - wie die Chroniken ausweisen - an ihrem Patrozinium die Pilger in Scharen strömten. Die letzte Quelle dafür stammt aus dem Jahr 1792. Die Ehenfelder und Schnaittenbacher Katholiken sind noch bis 1970 bei ihren Bittgängen zu den 14 Nothelfern gepilgert.

Die Jahrhunderte währende Bedeutung als Wallfahrtskirche belegen die Zeilen, die der Stifter des Altars Johann Jakob Weinzierl an den Altarschöpfer, den Amberger Bildhauer Johann Hirschl ,1711 geschrieben hat: "Weillen darinnen ein alter und schlechter Altar dazumal sich befand und gleichwohl sonderliche Devotion von den Leuten zu ermelten Heiligen (d.h. den 14 Nothelfern) getragen wird, inmassen jährlich am Fest Unser Frauen Heimsuchung darinnen vollkommener Ablaß zu gewinnen, verschiedene Herren Geistliche proceßionaliter dahin kommen und gemeininglich zu 1200 bis 1300 Communikanten gezählt werden."

2001 wurde die Jahrzehnte unterbrochene Wallfahrtstradition neu belebt. Die Initiative dazu war vom Heimat- und Trachtenverein und seiner damaligen stellvertretenden Vorsitzenden Brunhilde Fehlner ausgegangen. Die Pfarrangehörigen zogen am Patroziniumstag vom Bischof-Bösl-Platz aus zur Nothelferkirche und feierten dort den Festgottesdienst, bei dem der verstorbenen Trachtenvereinsmitglieder gedacht wurde. Die ursprünglich respektable Wallfahrerzahl wurde von Jahr zu Jahr kleiner. Deshalb entschloss man sich 2016, auf die Prozession wieder zu verzichten.

Glanzstück der Inneneinrichtung ist der von Hirschl geschaffene Hochaltar mit dem Akanthusschnitzwerk aus dem Jahr 1710. Im Rankenwerk, das - einer Ikonostase vergleichbar - die gesamte Ostwand einnimmt, sind 18 Figuren: Die 14 Nothelfer in zwei Siebenergruppen, zusätzlich Maria als Patronin sowie die Heiligen Florian, Rochus und Sebastian. Da bis heute der 1972 gestohlene hl. Eustachius nicht wieder aufgetaucht ist, genauso wie die damals entwendeten Engelköpfe mit Blattwerken an den Türen und die an der Kanzel angebrachten Evangelisten sowie der lehrende Heiland, mussten die Figuren neu gestaltet werden. Die ursprünglich leeren Nischen im Altarraum wurden in Folge der vom damaligen Stadtpfarrer Edwin Völkl initiierten Renovierung 1984 mit dem hl. Franz von Assisi und 1988 mit den Figuren der Mutter Theresia von Jesu Gerhardinger und der hl. Elisabeth, gestiftet vom Frauenbund, aufgefüllt. Im Jahr 2018 sorgte die Kolpingfamilie dafür, dass es die Besucher des Kirchleins beim Knien etwas bequemer haben. Mit einer Spende finanzierte sie die Polsterung der Kniebänke.

Auch die Anfang des 18. Jahrhunderts entstandene Emporenbrüstung mit den originalen Ölbildern der zwölf Apostel, Christus als Salvator sowie Maria und Paulus ist von besonderem Wert. Ein weiteres echtes Schmuckstück ist die noch im Original erhaltene, 1764 von Johann Conrad Funtsch aus Amberg erbaute Orgel. Sie zählt zu den bedeutendsten historischen Werken in der Oberpfalz. Leider sind nur mehr sechs der zehn Register original erhalten. Der optische Aufbau der Pfeifen zeigt die typische Funtsch-

Handschrift: Einen überhöhten Mittelturm und abfallende Seitenfelder, die nach innen geschwungen sind. Solche Orgelwerke gibt es nur noch wenig.

Aufgrund der Bestimmungen zur Corona-Pandemie kann Stadtpfarrer Johann Hofmann heuer den Festgottesdienst nicht wie gewohnt in dem Kirchlein zelebrieren.

Noch vor der Amberger Mariahilfbergkirche war die Vierzehnnothelferkirche bis ins 18. Jahrhundert eine viel besuchte Wallfahrtskirche, insbesondere an ihrem Patroziniumstag Mariä Heimsuchung (2. Juli). Die Pfarrgemeinde kann ihn heuer aufgrund der Bestimmungen zur Corona-Pandemie (Hygienevorschriften, Abstandsregelung) nicht wie gewohnt in dem Kirchlein feiern. - Foto von Werner SchulzFoto: Werner Schulz
Noch vor der Amberger Mariahilfbergkirche war die Vierzehnnothelferkirche bis ins 18. Jahrhundert eine viel besuchte Wallfahrtskirche, insbesondere an ihrem Patroziniumstag Mariä Heimsuchung (2. Juli). Die Pfarrgemeinde kann ihn heuer aufgrund der Bestimmungen zur Corona-Pandemie (Hygienevorschriften, Abstandsregelung) nicht wie gewohnt in dem Kirchlein feiern.

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Foto: Werner Schulz
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